When we move, it’s a movement
FEMINIST ART & ACTION IN KUNSTRAUM INNSBRUCK – In der Tiefe der Zeit liegen die Antworten auf die Fragen die in der Tiefe liegen.



Burschenschaft Furia zu Innsbruck, Ursula Beiler, Comedian Feminists, Katharina Cibulka, Margarethe Drexel, Karin Ferrari, Initiative Schwarze Frauen* Innsbruck & Zweitgeschichte, Judith Klemenc, Michelle Schmollgruber, Michaela Schwarz-Weismann, Nikolina Žunec, Monika K. Zanolin
Kuratiert von Ivana Marjanović
In Kooperation mit Frauen*vernetzung – für Begegnung und Austausch, Frauenbibliothek – AEP, Initiative Schwarze Frauen* Innsbruck & Verein Zweitgeschichte.
Die Ausstellung ist dem 8. März gewidmet, dem internationalen Tag, der die Errungenschaften feministischer, queerer, intersektionaler, globaler bzw. planetarischer Bewegungen feiert und Forderungen zu aktuellen sozialen und politischen Dringlichkeiten stellt. Die Ausstellung zeigt energiegeladene großformatige Kunstinstallationen, kritische und spielerische performative Aktionen, poetische visuelle Reflexionen, scharfe analytische Spekulationen, gewagte Imaginationen und gibt Einblicke in die künstlerische Praxis einiger inspirierender Akteur*innen der feministischen Bewegung in und um Innsbruck.
Wenn wir das Motto „Wenn wir uns bewegen, ist es eine Bewegung“ lesen, entstehen in unseren Gedanken Bilder von körperlicher Bewegung und sozialer Bewegung. Bewegung und Bewegen beziehen sich jedoch auf mehr als das: materiell und immateriell, öffentlich und intim, symbolisch und real. Auch wenn nicht alle Künstler*innen, die an dieser Ausstellung teilnehmen, gleichzeitig feministische Aktivist*innen sind, oder jedenfalls nicht nur das sind, so ist diese Ausstellung, die in die Programmgestaltung des 8. März eingebunden ist und mit der feministischen Bewegung kooperiert, unmittelbar in dieser Bewegung situiert.
Die Ausstellung versammelt verschiedene Positionen von meist lokalen Künstler*innen und Aktivistinnen* und zeigt die Stärke feministischer Vernetzung und Aktion. Nach der 8. März-Demonstration, die von der Frauen*vernetzung – für Begegnung und Austausch Tirol organisiert wird, bietet die Ausstellung Raum für künstlerische und politische Reflexionen, die auf die Vergangenheit zurückblicken, über die Zukunft nachdenken und ermessen, was der 8. März auf längere Sicht bedeutet und symbolisiert.

Michelle Schmollgruber stellt ihre Arbeit in den Kontext feministischer Kunst und Textilem und schafft aus Wolle geknüpfte textile Bilder/Objekte, die sich mit Institutionskritik, dem Platz von Künstler*innen im Kunstkanon, aber auch mit der Frage der Zeit auseinandersetzen. Die Serie von abstrakten Textilbildern trägt den Titel In der Tiefe der Zeit liegen die Antworten auf die Fragen, die in der Tiefe liegen (2021-2024), was für die Rezeption des Werks eine performative Funktion hat.
Auf der visuellen und technischen Ebene bezieht sich Michelle Schmollgrubers Werk auf einige der ikonischen abstrakten Kunstwerke der Moderne, insbesondere auf die Arbeiten von Josef Albers und Annie Albers, einem Bauhaus-Künstlerpaar, das in den 1930er Jahren auf der Flucht vor dem NS-Regime in die Vereinigten Staaten emigrierte. Formen von Rechtecken in Rechtecken oder Kreisen in Rechtecken verweisen auf die malerischen Farb- und Formstudien von Josef Albers, die in Schmollgrubers Werk eine gewisse Form der Reflexion über die Freude am künstlerischen Ausdruck durch Farbe und geometrische Form darstellen. Die technische Umsetzung in einem ganz anderen Medium (nicht der Malerei), nämlich im Medium des Textils, bringt jedoch andere Bedeutungen mit sich. Textil war das Hauptmedium der künstlerischen Praxis von Annie Albers, und obwohl sie heute als eine wegweisende kunsthistorische Figur anerkannt ist, die dazu beigetragen hat, die Grenzen zwischen Kunst und traditionellem (Kunst-)Handwerk zu verwischen, stand ihre Karriere im Schatten. Motiv und Technik dieser Beiden als Ausgangspunkt nehmend, erinnert Schmollgruber an den Platz der Künstlerinnen in der Kunstgeschichte, da diese oft aus dem kunsthistorischen Kanon der „hohen Künste“ ausgeschlossen waren. Durch den Prozess der Rahmung erhalten diese kleinformatigen, handgeknüpften Textilien mit langen Haaren den Status von Bildern, d.h. die Rahmung (und natürlich die künstlerische Absicht und institutionelle Kontextualisierung) verwandelt das, was in einem anderen Kontext ein Miniaturteppich oder Wandteppich wäre, in ein Kunstobjekt.
Der performative Titel der Arbeit In der Tiefe der Zeit liegen die Antworten auf die Fragen, die in der Tiefe liegen fungiert als Gedicht, das einen zeitgenössischen Kommentar zu Arbeit und Zeit liefert. In einer neoliberalen Ära, in der sich alles beschleunigt, um die Produktivität zu optimieren, ist die Rückkehr zu traditionellen, sehr langsamen Produktionsmethoden für Michelle Schmollgruber eine Form des Kampfes um die Wiederaneignung der Zeit. Die Bilder bestehen aus 24.124 handgefertigten Knoten, und um sie herzustellen, muss man sich Zeit nehmen („die man normalerweise nicht hat“), und wenn man sich diese Zeit wieder nimmt, entsteht ein intellektuelles und kreatives Potenzial, das das Subjekt in die Tiefe der Reflexion bringt und es von der angespannten Hektik von heute befreit. Daher fungiert die Produktionsmethode, die extrem langsam und Zeit „konsumierend“ ist, hier als eine Art visueller und textueller Vermittler oder Träger von Weisheit über Langsamkeit und Verlangsamung der Zeit, über Methoden der Unabhängigkeit des Verfügens über die eigene Zeit.